5. Auflage
Promovieren mit Plan

Ihr individueller Weg: von der Themensuche zum Doktortitel
Vom ersten Gedanken an die Promotion bis zum Doktortitel – das Buch gibt nützliche Tipps, um die Promotion planvoll zu meistern! Wer promovieren will, sollte dieses Buch lesen. Es kann helfen, leidvolle Erfahrungen auf dem lustvollen, aber auch dornigen Weg zum Doktortitel gar nicht erst machen zu müssen. Trotz aller Unterschiede bei Motivation und Ausgangslage gibt es viele Hürden, die sich allen stellen. Dieser Promotionsratgeber „Promovieren mit Plan“ bietet nicht nur Schritt für Schritt eine Anleitung für Promotionswillige, sondern unterscheidet auch unterschiedliche Ausgangs- und Bewältigungslagen verschiedener Gruppen von Promovierenden. Lesen Sie im Anschluss Teile des Vorworts und probieren Sie die Checkliste zur Promotionsbereitschaft aus…
Warum dieser Ratgeber wichtig und hilfreich ist
Wir freuen uns sehr, dass unser Ratgeber so häufig nachgefragt wurde, dass wir nunmehr die fünfte Auflage präsentieren können. Diese Tatsache bestärkt uns in der Annahme, dass die Anregungen und Hilfestellungen, die Sie hier finden werden, zuvor schon einigen anderen bei der Bewältigung einer Promotionsherausforderung helfen konnten. So soll es natürlich auch weiterhin sein und deshalb haben wir neben den wichtigen Basisinformationen zum allgemeinen Promotionsprozess neuerlich wichtige Themen eingearbeitet, die für alle, die eine Promotion andenken, ab jetzt eine zentrale Rolle spielen, auf sie erheblichen Einfluss nehmen oder einfach im Promotions-Setting neu dazugekommen sind.
Denken Sie an das sich revolutionär entwickelnde und intervenierende Thema der Künstlichen Intelligenz und den relevanten Ausprägungen wie zum Beispiel ChatGPT. Theoretisch ist es nun möglich, sich eine Dissertation von einer KI-Software schreiben zu lassen, und zwar so gut, dass sie mittlerweile einigen Prüfungen standhält. Die Technik ist also da und die Universitäten hinken mit angemessenen Reaktionen hinterher. Sie müssen sich überlegen, wie sie mit dieser Herausforderung umgehen. Eine zentrale Veränderung also und die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen, aber Sie als promovierender Mensch sind nunmehr damit konfrontiert.
Wir müssen aber in dieser Neuauflage auch dringend über die Nachwirkungen der Coronakrise ein Wort verlieren und die Folgen für Promovierende bis heute aufgreifen. Promotionsprojekte wurden verlängert und zeitweise verhindert, was im schlimmsten Fall zum Abbruch der Promotion geführt hat.
Die geschätzten Abbruchquoten sind insgesamt aber so hoch, dass auch dazu noch ein Nachtrag fällig ist, und die Lage der mentalen Gesundheit von Promovierenden ist ebenfalls ein Thema, das wir nicht vernachlässigen wollen.
Zudem haben wir natürlich alle Informationen noch einmal überprüft und auf den neuesten Stand gebracht.
Aber auch die nun folgende Selbstprüfung soll nur ein erster Schritt bei der eigenen Selbstreflexion sein, die zentral ist, bevor Sie eine Promotion angehen. Immerhin ist ja auch eine fast fertige Promotion keine Promotion, wenn sie nicht zu Ende gebracht wurde. In einem solchen Fall haben Sie Zeit, Energie und Geld verloren. Im besten Fall Lebenserfahrung gewonnen, aber das Ziel war ja die Promotion, und die soll von Beginn an selbstverantwortlich geprüft werden.
Beantworten Sie deshalb folgende Checkliste und prüfen Sie sich:
‼️ Checkliste: Sind Sie promotionsbereit? ‼️
-
Erwarten Sie in Ihrem Leben demnächst »turbulente Zeiten«, existenzielle Neuerungen oder Phasen des Umbruchs?
-
Ist Ihre Zeitplanung schon jetzt ausgereizt oder sind Sie in Ihrer Lebensführung bereits aktuell überfordert?
-
Steht Ihr engeres soziales Umfeld Ihren Promotionsplänen skeptisch oder ablehnend gegenüber?
-
Sind Sie sich selbst unsicher, ob Sie wirklich promovieren wollen?
-
Haben Sie Angst vor Veränderungen, Stresssituationen oder Lebensneuerungen?
-
Neigen Sie dazu, in Stresssituationen mit Krankheiten zu reagieren?
Erst wenn Sie möglichst alle Fragen mit »nein« beantwortet haben, stehen Ihrem Promotionsvorhaben keine größeren Hindernisse entgegen. Die Rahmenbedingungen für einen zügigen Fortschritt Ihrer Dissertation sind optimal.
Für wen ist dieses Buch geschrieben?
Dieses Buch richtet sich an alle Menschen, die eine Promotion andenken, planen oder bereits an einer Dissertation schreiben.
Die meisten einschlägigen Ratgeber gehen implizit davon aus, dass es sich bei den Promovierenden um eine homogene Gruppe handelt. Faktisch ist dies nicht der Fall. Die Bandbreite erstreckt sich vom »frisch gebackenen« Master der Betriebswirtschaft mit einer Promotionsstelle an der Universität über die erfolgreiche Managerin, die sich vom Doktortitel einen weiteren Karrieresprung verspricht, bis hin zum Hochschulabsolventen, der nach der Familienphase auf beruflichen Erfolg nicht verzichten möchte. Das Verfassen einer Dissertation und das Erfüllen der Promotionsvoraussetzungen ist aufgrund der jeweiligen Lebens- und Arbeitssituation mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen verbunden. Deshalb haben wir uns Gruppen mit verschiedenen Rahmenbedingungen vor Augen geführt und sie differenziert, ihre Vor- und Nachteile benannt, die strukturellen Stärken und Schwächen herausgearbeitet und – zugeschnitten auf die jeweilige Situation – nach Tipps und Tricks gesucht.
Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie sich in verschiedenen Gruppenbeschreibungen ganz und gar oder für Sie ausgewiesen dort ganz besonders intensiv durch. Auch wenn Sie sich in der Folge als Teil einer spezifischen Zielgruppe identifizieren können, ist es empfehlenswert, in den für andere Zielgruppen ausgewiesenen Textpassagen zu lesen. Nichts ist so wichtig wie der Vergleich! Es kann sein, dass Sie durch die Kenntnis der Situation anderer Promotionswilliger Ihre eigene Position plötzlich als privilegiert empfinden oder zumindest in ihrem gefühlten Anstrengungsgrad relativieren.
Zur nutzungsfreundlichen Kennzeichnung: Die unterschiedlichen Zielgruppen sind nummeriert und überall dort, wo das icon mit der jeweiligen Nummer auftaucht, können Sie speziell für diese Gruppe Informationen bekommen. Ein Grundunterschied besteht zwischen den internen (als wissenschaftliche/r MitarbeiterIn der Universität – in der Regel am Institut oder am Lehrstuhl der Betreuungsperson) und den externen (nicht zum wissenschaftlichen Personal gehörenden) Promovierenden. Informationen zu diesen beiden Gruppen finden sich bei den so gekennzeichneten icons; allgemein wichtige Informationen sind mit einem Ausrufungszeichen markiert.
Der Aufbau des Buches folgt den chronologischen Schritten einer Promotion. Auch wenn Sie sich mit einzelnen Abschnitten bereits befasst haben, raten wir Ihnen dringend, zuerst einmal das ganze Buch durchzulesen. Einen realistischen Projektplan können Sie tatsächlich erst dann entwerfen, wenn Ihnen die zukünftigen Tücken bei der Planung bereits vor Augen stehen. Nehmen Sie sich diesen Ratschlag zu Herzen und befolgen Sie ihn!
Zur Schreibweise: Da immer mehr Frauen die Promotion anstreben, wird im folgenden Text das große »I« bemüht. Wir haben es in aller Regel vermieden, die holprige Formulierung »Doktorvater/Doktormutter« zu verwenden und weichen meist auf den Begriff »Betreuungsperson« aus.
Wenn Sie zu folgenden Personengruppen zählen, sind Sie bei uns gut aufgehoben:
Gruppe 1
Sie arbeiten an dem Lehrstuhl, an dem Sie promovieren, oder haben zumindest einen Lehrauftrag dort. Egal, ob die Stelle Sie ernährt oder Sie noch andere Jobs haben, Sie sind in der komfortablen Situation, Ihren guten Kontakt zum Lehrstuhl nutzen zu können. In aller Regel ist Ihre Stelle zeitlich befristet. Sie müssen sich weiter qualifizieren und mit Ihrer knappen Zeit haushalten. Räumen Sie Ihrer Dissertation gegen alle Widerstände höchste Priorität ein.
Gruppe 2
Sie haben nach Ihrem Hochschulabschluss (in der Regel Master, Staatsexamen oder Diplom) bereits einen Beruf ergriffen, sich etabliert bzw. Karriere gemacht und wollen nach einigen Berufsjahren nun parallel zur Berufstätigkeit den Doktortitel erwerben.
Gruppe 3
Sie haben nach Ihrem Hochschulabschluss eine Familie gegründet und sich einige Jahre damit befasst, die Kinder großzuziehen. Nun sind die Kinder »aus dem Gröbsten raus« und Sie wollen den Doktortitel erwerben, um sich geistig zu betätigen und Ihren Wiedereinstieg in den Beruf vorzubereiten oder Sie wollen neben der Betreuung der Kinder und der Versorgung des Haushalts promovieren, weil Sie Ihre Karriere nicht unterbrechen wollen.
Gruppe 4
Sie haben – oder haben Aussicht auf – ein Stipendium und können sich deshalb ganz Ihrer Dissertation widmen, leiden aber möglicherweise unter der Isolation, mangelndem Austausch und Informationsdefizit.
➡ intern: Alle intern Promovierenden aufgepasst!
⬅ extern: Alle extern Promovierenden aufgepasst!
⚠ Achtung – für alle wichtig!
Wir haben in diesem Buch bewusst eine nicht-akademische, klare, aber freundliche Sprache gewählt, um unser gedachtes Gegenüber positiv- zielgerichtet mit uns zu nehmen. Viele Ratsuchende wünschen sich ausdrücklich, dass »Klartext« gesprochen wird. In diesem Sinne lesen Sie hier in der Folge positiv-freundlich-aufmunternden Klartext.
Wenn Sie sich angesprochen fühlen, dann lesen Sie dieses Buch. Da sich die Autorinnen nicht nur für besonders fähig, sondern auch für fehlbar und möglicherweise »betriebsblind« halten, freuen wir uns über Ergänzungsvorschläge oder Korrekturen.
Kapitel-Übersicht
1 Ein aktueller Promotions-Überblick
1.1 Die individual-traditionelle Promotion
1.2 Die kumulative Promotion
1.3 Die strukturierte Promotion
1.3.1 Universitäre Promotionsstudiengänge
1.3.2 Graduiertenkolleg
1.3.3 Graduiertenschulen
1.3.4 PhD-Tracks
1.4 Intern oder extern promovieren
2 Einstiegsphase
2.1 Welches Fach und welches Thema
2.2 Doktorvater/-mutter suchen
2.2.1 Grundsätzliches zu den betreuenden ProfessorInnen
2.2.2 Betreuungsperson wechseln
2.3 Promotionsordnungen
2.4 Arbeitsplan
2.5 Rahmenbedingungen interner und externer PromovendInnen
2.5.1 Unterstützungspotentiale suchen
2.5.2 Finanzierung sichern
2.6 Allgemeine Rahmenbedingungen
2.6.1 Coronafolgen und genereller Umgang mit Krisen – Promotionsabbrüche
2.6.2 Mentale Gesundheit
2.6.3 Promovieren im KI-Zeitalter
3 Konkretisierungsphase
3.1 Themengebiet eingrenzen
3.1.1 Vor- und Nachteile interner PromovendInnen
3.1.2 Vor- und Nachteile externer PromovendInnen
3.2 Forschungsüberblick verschaffen
Bücher lesen
Digitale Vernetzung
Ablagesystem
Bibliografieren, Literaturverzeichnis erstellen
Tipps zur Literaturverwaltung
Materialsammlung: Notizen, Exzerpte, Kommentare Zitieren
3.3 Forschungsmethode, Theorieansätze
3.3.1 Vor- und Nachteile interner PromovendInnen
3.3.2 Vor- und Nachteile externer PromovendInnen
3.4 Exposé
3.4.1 Hauptfragestellungen formulieren
3.4.2 Grobgliederung erstellen
3.4.3 Hypothesen entwickeln
3.4.4 Arbeitsplan
3.4.5 Zeitplan
3.4.6 Projektplan
3.4.7 Methodisches Vorgehen beschreiben
3.4.8 Theoretische Ansätze ausführen
3.4.9 Literaturliste zusammenstellen
3.5 Thema mündlich vor Fachpublikum vertreten
3.6 Stipendium beantragen
3.6.1 Verschiedene renommierte Stiftungen
Anschreiben
Lebenslauf
Zeugnisse
Exposé mit Projektbeschreibung, Arbeits- und Zeitplan
Gutachten
4 Forschungsphase
4.1 Methode
4.1.1 Textarbeit (Literatur-, Bild-, Film- und Medienanalyse)
4.1.2 Qualitative Arbeit
4.1.3 Quantitative Arbeit
4.1.4 Experimentelle Arbeit
4.2 Auswertungsphase
4.3 Arbeits- und Zeitplan überprüfen
4.3.1 Vor- und Nachteile interner/externer PromovendInnen
5 Erstellungsphase
5.1 Material eingrenzen
5.2 Gliederung
5.3 Hypothesen überprüfen
5.4 Das erste Kapitel
5.4.1 Formulierungshürden überwinden
5.4.2 Formale Standards abklären
5.5 Projekt in überschaubare Einzelteile zerlegen
5.6 Arbeits- und Projektplan
5.6.1 Arbeitsplan überprüfen
5.6.2 Projektplan überprüfen
5.7 Zwischenergebnisse sichern, Ablage, Datensicherheit
5.8 Zitate, Fußnoten und Bibliografie
5.8.1 Plagiat
5.8.2 Eigenplagiat
5.8.3 Zitate
5.8.4 Fußnoten, Endnoten
5.8.5 Bibliografie, Quellenverzeichnis
5.8.6 Abkürzungen, Formelzeichen
5.8.7 Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen, Grafiken
5.9 Vorveröffentlichungen
5.9.1 Weitergabe sensibler Daten und Ergebnisse
5.10 Rahmenbedingungen
5.10.1 Universitäre Rahmenbedingungen klären
5.10.2 Rückmeldung und Support suchen
5.10.3 Wissenschaftlicher Austausch
5.10.4 Netzwerke nutzen
5.10.5 Krisenzeiten, Chaosabwehr, Durchhaltestrategien
5.10.6 Ausgleich und Entspannungsphasen integrieren
5.10.7 Rückzug für die Endphase vorbereiten
6 Endphase
6.1 Vorläufige Version erstellen
6.1.1 Arbeit optimieren, nicht umschreiben
6.2 Abgabe
6.2.1 Letzte bürokratische Hürden
6.3 Vorbereitung der mündlichen Prüfung für interne und externe PromovendInnen
6.3.1 Inhaltliche Vorbereitung
6.3.2 Psychologische Vorbereitung
6.4 Veröffentlichung vorbereiten und durchführen
7 Warum es sich dennoch lohnt zu promovieren